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Europa Union: Werte-Wander-Weg
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Europa die Jüngere Klaus Köstner n.h.
Zu Zeiten der 68er-Bewegung wurde in der libanesischen Stadt Sidon ein Mädchen namens Europa geboren. Sie entwickelte sich schnell zu einem flotten Geschöpf, das nichts ausließ und vielen Männern den Kopf verdrehte. Weil Europa ahnte, die religiösen und politischen Spannungen in ihrer Heimat könnten eines Tages zum Bürgerkrieg führen, verließ sie ihr Land und zog ziellos umher.
Sie hatte einen Traum: Eines Tages wollte sie entführt werden, aber nicht in einem Porsche oder gar einem Ferrari. Auf dem Rücken eines Stieres wollte sie davon stürmen und mit ihm die Welt mit all ihren Verlockungen erkunden.
Als sie hörte, im spanischen Pamplona würde bald eine Fiesta stattfinden, machte sie sich dorthin auf. Gerade als sie ankam, wurden die Kampfstiere durch die dicht bevölkerten Straßen getrieben. Wild entschlossen schwang sie sich auf den Rücken eines der Tiere und griff nach seinen spitzen Hörnern. Davon ging die wilde Jagd, durch die staubige Arena, über die Balustraden hinweg gen Süden.
Bald erreichte das ungleiche Pärchen das Mittelmeer, und der Stier stürzte sich mit Europa entschlossen hinein. Einige Tage schwammen sie in dem warmen Gewässer, das noch keine Unzahl von Flüchtlingsbooten aufwies. Auf Kreta gingen sie an Land. Der Stier wechselte seine Gestalt und gab sich als Göttervater Zeus zu erkennen. Europa war sehr angetan von dem prachtvollen Mann. Und auch der hatte großen Gefallen an seiner reizenden Gespielin. Beide bezogen als Refugium eine geräumige Höhle bei Matala im Süden der Insel. Dort wähnten sie sich vor Hera relativ sicher. Sie führten ein exzessives Leben mit ausgelassenen Partys, und Europa gebar ihrem Gott eine stattliche Reihe von Kindern. Mit Billigung ihrer Mutter genossen sie allzu viele Freiheiten und entwickelten sich bald zum Schrecken der ganzen Region.
Europa, der ungeliebte Kontinent Klaus Köstner n.h.
Allenthalben wird geklagt, Europa verliere zusehends an Akzeptanz. Niermanden sollte dies verwundern! Machen wir uns einmal Gedanken um die Attraktivität unserer Heimat!
Zunächst hat es Europa nur zum Halbkontinent, als kleiner Part der großen Landmasse „Eurasien“ gebracht. Sein Name geht auf das altgriechische εὐρύς (eurys= weit, breit) und ὄψ (ops = Sicht, Gesicht) zurück und könnte „mit weiter Sicht“ oder „die Breitgesichtige“ übersetzt werden.
Nach Auffassung von Etymologen geht der Begriff weiter zurück, könnte einer semitischen Sprache entlehnt worden sein und wurde gräzisiert. Mögliche Quellen sind das akkadische erebu (untergehen) oder auch das phönizische erob (Abend). Dies ist wohl der Ursprung der Bezeichnung „Okzident“ oder das “Abendland”.
Mit Europa verbinden sich Assoziationen mit Opa, Abend, Untergang und ähnlichem. Wohltuend setzen sich davon das Morgenland oder auch der Orient (aufgehend) ab. Selbst die „Neue Welt“ ist wesentlich ansprechender als das „alte Europa“.
Ich schlage die Ausschreibung eines Wettbewerbs vor, um unserem Kontinenten einen in die Zukunft gerichteten neuen Namen zu verleihen oder ihn zumindest mit einem positiv geladenen Zusatz zu versehen. Ich habe schon eine Idee. Aber die verrate ich hier nicht!